Matthias Herholz über seine Kunst
- Leo Bisatz
- 24. Sept.
- 2 Min. Lesezeit

Matthias Herholz, geboren 1970 in Münster, arbeitet als freischaffender Künstler und lebt nach wie vor in seiner Heimatstadt. Seit über 35 Jahren entwickelt er seine künstlerische Handschrift – vom frühen Malen, inspiriert von den Expressionisten, hin zur Arbeit mit Holz, Skulpturen und Wandskulpturen. In unserem Gespräch spricht er über Intuition, Wendepunkte und die Freiheit, die Kunst bedeutet.
Woher holst du die Impulse für deine Arbeiten – entstehen sie aus dem Alltag, aus Beobachtungen oder aus einer bewussten Suche?
Manchmal steht am Anfang eine Idee, oft eine sehr spontane Eingebung. Aber nie eine konkrete Vorstellung des fertigen Werkes. Das meiste ist intuitiv – ein Probieren und Versuchen. Oft beginne ich einfach, und alles fügt sich im Prozess. Ob ich überhaupt anfange, ist eine Frage der Stimmung, manchmal auch schlicht Langeweile oder das Bedürfnis, einem Tag noch etwas Produktives abzugewinnen.
Tragen deine Werke eine klare Botschaft, oder öffnen sie eher Räume, in denen jeder etwas Eigenes entdecken kann?
Manchen Skulpturen gebe ich einen Titel oder ein Thema. Grundsätzlich finde ich es gut, wenn ein Kunstwerk ohne Titel, Beschreibung oder gar kunsthistorische Erläuterung auskommt und sich dem Betrachter öffnet – so wie ein gelungenes Wandgraffiti. Mein Ziel ist nicht Schönheit, sondern eher Spannung.
Du hast eine unverwechselbare Bild- und Formensprache entwickelt – wie hast du deine künstlerische Handschrift gefunden?
Das ist ein langer Prozess, bei mir über 35 Jahre. Am Anfang kopiert man ja oft oder orientiert sich. In meinem Fall waren es die Expressionisten, besonders Ernst Ludwig Kirchner. Erst habe ich gemalt, dann experimentiert – etwa mit dem Kratzen von Konturen mit einer Cutterklinge, dem Zerschneiden und Neuarrangieren von Bildern oder mit Materialien wie Sägemehl, die die Oberfläche räumlicher machen.Zu meiner heutigen Bild- und Formensprache bin ich vor etwas mehr als zehn Jahren gekommen. Seit Anfang 2015 male ich nicht mehr, sondern erschaffe Holzobjekte und Skulpturen. Das war eine Zäsur, ausgelöst durch den Verlust meines eigenen Kindes nach fast einem Jahr Krankenhaus. Die Idee der bemalten Holzskulptur entstand als selbstgestaltete Grabfigur. Das körperliche Ringen mit dem Werkstoff Holz in meiner Gartenhütte war wohl auch eine Form von Trauerbewältigung.
Welche frühen Erfahrungen oder Begegnungen haben deine Wurzeln als Künstler geprägt?
Schon als Jugendlicher haben mich Biografien von Künstlern, Autoren, Musikern und Schauspielern fasziniert – dieses Leben mit Freiheit, Eigenwilligkeit, Nonkonformität. 1990, also mit 20 Jahren, prägten mich dann Bücher wie Siddharthaoder Der Fänger im Roggen, und ein Praktikum im Museum. Ein Davos-Bild von Kirchner hat mich damals tief beeindruckt und seine Davos-Werke inspirieren mich bis heute.
Arbeitest du aktuell auf eine Ausstellung oder ein Projekt hin, das dir besonders wichtig ist?
Geplant ist keine Ausstellung. Ich arbeite so vor mich hin und bin offen für Anfragen.

Die Skulpturen von Matthias Herholz entstehen aus Intuition, körperlicher Auseinandersetzung mit dem Material und einer konsequenten Haltung: nicht Schönheit, sondern Spannung, nicht Eindeutigkeit, sondern Offenheit. Sein Werk ist geprägt von biografischen Brüchen, von Experimenten und der Lust am Unvorhersehbaren – und bleibt gerade dadurch eigenständig. Wer einen Blick in seine aktuelle Arbeit werfen möchte, findet auf Instagram einen unmittelbaren Zugang: @art.herholz
halo